Sehr interessante Beobachtung heute früh, innerhalb dessen, was ich als Familienkarma bezeichne. Momentan wirken Saturn und Neptun, so sagen die AstrologieExperten. Neptun sorgt für tiefe Erkenntnisse, vielleicht aus Träumen, also unterbewussten Spiegelungen unseres Seins.

Der Speicher öffnete sich nach der letzten Nacht und machte im Verlauf des Morgens Erkenntnisse für mich sichtbar: die Beziehungen spiegeln das wider, was Menschen in ihrer eigenen Geschichte erfahren haben. Kurz gesagt, meine Eltern musste auf einer unbewussten Ebene das zusammengeführt haben, was in ihrer Ursprungsfamilie zuvor schon geschah. Zumindest ist es Teil dessen, welches sie durchleben, ausleben und verabschieden konnten: wenn sie es erkannt und korrigiert hätten…

Wenn diese Beziehungen ein „Benutzen des Anderen“ zur Folge haben, zieht sich das durch, in diesem Fall bis zu mir. Bis ich in der Lage bin, es zu lösen oder zu erlösen.

Beide Eltern hatten in ihrer Ursprungsfamilie dieses Muster.

Ein Teil erfuhr eine Muss-Ehe, die bereits Verlobte der einen Tochter verstarb, der Verlobte wurde der zweiten Tochter versprochen. Niemand weiß, welche ‚Regeln‘ hier wirkten. Was aber ohne wirkliche Liebe nicht ‚funktionieren‘ kann. Dieses VersorgtSein müssen, zog sich dann weiter fort, denn im Krieg starb der Verlobte meiner Mutter. Ein Ersatz für eine wirkliche (?) Liebe in der Familie musste geschaffen werden, also heiratete sie einen Mann, Jahre älter, der diese Funktion ausfüllen solltte.

Der andere Eltern-Teil erfuhr eine kriegsbedingte Auslöschung der mütterlichen Präsenz. Durch Verdunklungsanweisung in der Stadt während des 1. WK gelang die Mutter unter eine fahrende Straßenbahn. Dies zerrüttete die Familienstruktur, die Kinder suchten einander als Stütze, über Jahre hinaus. Bedürftigkeit entstand. Es bildeten sich aufgrund der Altersunterschiede zwei Gruppen unter den Geschwistern. Im jungen Erwachsenenalter genoss dieser Teil der Familie Tanztees in eleganten Etablissements der Stadt, ein Novum, welches nur denen zuteil werden konnte, die das Elend der Arbeiterklasse der Weimarer Zeit beiseite zu schieben, gelernt hatten.

In beiden Elternteilen wurde nicht darüber reflektiert, was es bedeutet – in Liebe zu sein – sich selbst gegenüber & dem Anderen gegenüber,  verantwortliches Handeln eingeschlossen. Ansonsten wäre der Egoismus nicht dermaßen ausgebrochen, dieses für-sich-sein-müssen, aneinander vorbei leben, statt sich zu begegnen. Und zu erkennen, wo gemeinsame Strukturen einer emotionalen Not diese Bindung ermöglichten. Nämlich das Brauchen des Anderen, um zu überleben. Sei es, eine Tochter verheiratet zu haben, sei es, die emotionale Not, die mütterliche Zuwendung vermissen zu müssen, was Vorstellungen von Schuld auslösen kann (immer bei Tod eines Angehörigen, was mir mal jemand sagte), das Benutzen eines Menschen, weil der eigentliche Geliebte im Krieg starb, und das Konzept von Familie unbedingt gelebt werden sollte.

In beiden Fällen war es nicht Liebe aus dem Herzen heraus. Sondern Bedürftigkeit… und diese konnte nicht erkannt werden. Vielleicht, weil die Schmerzen hinter dieser Erkenntnis einfach zu groß waren. Und die Bedingungen innerhalb der Familienstrukturen dies auch nicht zuließen. Der Knackpunkt ist dann der, dass ein Familienmitglied diese Tragödien erkennt und sie auflöst. Der Zeitpunkt ist jetzt und lag in meiner Hand!

Jahre zuvor erkannte ich die Fähigkeit meiner Mutter, ihre Bedürfnisse in die Hände ihrer Familienmitglieder zu legen. Ihr Bruder tat alles für sie, damit sie im elterlichen Haus weiterleben konnte. Er besorgte die Instandhaltung des Hauses und ließ für wenig Geld uns dort weiterwohnen… bis er zu früh starb und ich eine sehr schöne Wohnung für sie von Freunden weitergeben konnte. Ähnliche Muster der Bedürftigkeit sah ich bei ihrem engen Kontakt zu ihrem Sohn, der ein Vater-Ersatz wurde. Sehr zu seinem Schaden… oder doch Nutzen? Es ist die Frage, was sich durch eine solche Übergriffigkeit emotionaler Art bei der Selbstfindung und auch Partnersuche entwickelt.

Die Überlebensfähigkeit, nur sich selbst in engen Grenzen eines gesellschaftlichen Wandels der 20iger Jahre, unter Einbeziehung eines familiären Schocks, fand sich auch im Verhalten meines Vaters wieder. Er betrieb sein Geschäft, er bezog mich nie dort ein, obwohl ich den gleichen Beruf ergriff, ihn sogar weiterführte bis zu einer Filialleitung, aber sein Interesse blieb nur auf sich selbst bezogen. Auch unter Einbeziehung weiterer Leben-Tod-Erfahrungen durch einen selbst durchlebten Krieg WKII, bleibt dennoch die Unfähigkeit erkennbar, Menschen einzubeziehen, sie zu begleiten, wenn sie zur eigenen Familie gehören. Sogar eine, wenn auch nur subtil wahrnehmbare Übergriffigkeit hinsichtlich der geliebten jüngeren Schwester mir gegenüber, war letztlich spürbar. Denn alles, was ich an vordergründigem mich belobigen erfuhr, war materieller Art und Weise: schöne Kleidung, liebreizendes Äußeres, aber keineswegs Taten, Abschlüsse, erworbene Fähigkeiten.

Es wird vielleicht durch diese Skizzierung deutlich, dass eine Form des Nur-Für-Sich-Unterwegs-Seins, keine essenzielle Grundlagen für Stabilität im Gemeinsamen geben kann. Es müssen irgendwann in der Familiengeschichte Strukturen dieses gesellschaftlichen Mythos von Versorgt-Sein-Wollen um der eigenen Psyche willen erkannt, der Schmerz durchlebt und Neues, Gemeinschaftliches, auf der Basis einer gesunden Familienstruktur gefunden werden, die wieder den gesamten Schatz an männlicher und weiblicher Präsenz, Sinnlichkeit, Leidenschaft und Tatkraft erweckt.

In diesem Wandel zahlreicher Erkenntnisse befinden wir uns alle. In meiner Familienchronik zeigte er sich heute durch die Vermeidung beider Vorgenerationen (einer unterbrochenen durch Krieg) sich der Geschichte ihrer Zeit bewusst zu sein, der mütterlichen Denkebene um VersorgtSein einerseits und der Untergrabung der Willenskraft, der Fülle und des Reichtum, der auch in beiden Familien lag, weniger in die Wirkung zu bringen: Schreibkunst, Kreativität, Liebe zur Kultur und Natur, sie für eine lange Weile zu blockieren.

Und… sie erwachen jetzt, diese Fähigkeiten zur Selbstregulierung und Präsenz, passend zu Pfingsten 2025!